Zimmermannswinkel
Als Zimmermannswinkel (auch: Winkeleisen, Winkelmaß, Schreinerwinkel) bezeichnet man ein Messwerkzeug zum Anzeichnen („Anreißen“), Übertragen und zur Kontrolle von rechten Winkeln. Verwendung findet es in der Tischlerei und Zimmerei, in der Bauindustrie und der Metall- oder Steinbearbeitung. Auch Hobby-Handwerker greifen häufig auf Winkeleisen in verschiedenen Ausführungen zurück.
Merkmale
Ein Zimmermannswinkel besteht aus zwei exakt rechtwinkelig angeordneten Schenkeln, die üblicherweise in unterschiedlicher Länge gefertigt sind. Den kürzeren der beiden bezeichnet man manchmal auch als „Zunge“. Die beiden Schenkel können mit einer Millimeter-Skalierung versehen sein, die oft zweifarbig ist, um das Ablesen zu erleichtern. Viele Winkeleisen verfügen zudem über sogenannte Anreißlöcher (meist am kürzeren Schenkel), durch die man mit einem Zimmermann-Bleistift Punkte an einem Werkstück anzeichnen kann. Gefertigt werden Zimmermannswinkel heute üblicherweise aus Edelstahl oder elastischem Federstahl, manchmal auch aus Holz.
Einsatzbereiche
Zimmermannswinkel werden zu verschiedenen Zwecken gebraucht: So dienen sie einerseits dazu, vor der Bearbeitung eines Werkstücks Maßlinen oder -punkte anzuzeichnen, um einen exakten 90-Grad-Winkel zu erhalten. Dazu wird der längere Schenkel an der Längskante eines Balkens oder Holzstücks angelegt und mithilfe des kürzeren Schenkels ein rechter Winkel markiert. Andererseits wird das Winkelmaß auch nachträglich zu Kontroll- und Prüfzwecken verwendet. Häufig setzen Handwerker den Winkel außerdem zum Abgreifen von Maßen oder als Führungshilfe für Werkzeuge (z.B. eine Stichsäge) ein.
Arten
Zimmermannswinkel können in unterschiedlichen Größen gefertigt sein und über verschiedene Zusatzfunktionen verfügen. Verbreitete Sonderformen sind:
Japanische Zimmermannswinkel
Japanische Zimmermannswinkel besitzen häufig eine noch genauere Skalierung als die typischen westlichen Winkel. Die Schenkel sind auf beiden Seiten mit bis zu 8 Skalen versehen, die außen und innen abgelesen werden können.
Alphawinkel
Ein Alphawinkel verfügt über einen zusätzlichen drehbaren Schenkel, so dass mithilfe einer Skala ein beliebiger Winkel zwischen 0 und 90 Grad eingestellt werden kann. Dadurch lassen sich Neigungen präzise messen und übertragen.
Kombinationswinkel
Als Kombinationswinkel bezeichnet man ein multifunktionales Messwerkzeug, das im Unterschied zu starren Winkeln eine verschiebbare Zunge besitzt. Diese ist auf einer Seite rechtwinkelig, auf der anderen Seite im 45-Grad-Winkel ausgeführt. Dadurch lässt sich ein Kombinationswinkel auch als Gehrungsmaß (zum Anzeichnen eines 45-Grad-Winkels) verwenden. Manche Modelle verfügen über Zusatzausstattung wie eine eingebaute Wasserwaage, Winkelköpfe oder Reißnadeln.
Haarwinkel
Haarwinkel werden vorwiegend in der Metallbearbeitung eingesetzt, um die Rechtwinkligkeit oder Planheit von Werkstücken zu überprüfen. Sie sind meist aus gehärtetem Stahl gefertigt und verfügen über keine Skalierung. Zur Messung benötigt man nur eine gute Lichtquelle: Anhand eines Lichtspalts zwischen Schenkel und Werkstück können auch kleinste Unebenheiten oder Abweichungen optisch erkannt werden.
Geschichte
Einfache Winkelmaße wurden bereits in den frühen Hochkulturen verwendet, etwa in Ägypten, im Römischen Reich oder im Alten China, wie archäologische Funde belegen. Die universelle Bedeutung dieses Messwerkzeugs zeigt sich auch in zahlreichen symbolischen Darstellungen: So wird beispielsweise der Apostel Thomas, der katholische Schutzpatron der Bauleute, oft mit Winkelmaß abgebildet. Das bekannte Wappen der Freimaurer-Bewegung enthält einen Zimmermannswinkel in Kombination mit einem Zirkel.
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