Pflug
Der Pflug gehört zu den ältesten Ackerbearbeitungsgeräten überhaupt. Die ersten Formen sind aus verschiedenen Kulturen der Jungsteinzeit bekannt. Dabei handelte es sich um Ritzpflüge mit einer Spitze aus Holz, die später mit Metall verstärkt wurde. Da diese Geräte die Ackeroberfläche nur leicht aufritzten, wurde der Boden in zwei Richtungen, also kreuzweise gepflügt, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Ein Fortschritt war die Erfindung des Räderpflugs mit einer breiteren Schar, mit der die Erde erstmals wirklich gewendet werden konnte. Durch die Räder übertrug sich die Leistung der Zugtiere (Ochsen, Kühe, Maultiere, Pferde und Esel) mehr auf das Aufbrechen des Ackers als auf das Ziehen des Pfluggewichts. In vielen Gegenden der Welt wird im Prinzip noch heute mit den gleichen Mitteln gearbeitet.
Moderne Pflüge mit ihren zum Teil beeindruckenden Ausmaßen wären ohne die Motorisierung undenkbar. Die ersten Dampfpflüge entstanden um 1850, waren allerdings so schwer, dass sie nur in Großbetrieben zum Einsatz kamen. Erst in den 1920er und 1930er Jahren kamen leichte Traktoren mit Verbrennungsmotor auf den Markt, die eine Bestellung auf nahezu jedem Acker ohne großen Aufwand ermöglichten.
Pflüge bestehen heute aus einem Stahlrahmen, der einerseits zur Befestigung an einer Zugmaschine dient und andererseits die Scharen und Sechen trägt. Wenn es sich um einen mehrscharigen Pflug handelt, sind die einzelnen Schare in Entsprechung zu ihrer Schnittbreite schräg hintereinander angebracht. Nach diesem Prinzip sind im Grunde alle Bauformen konstruiert, die im Folgenden beschrieben werden.
Anhängungsart
- Der Anhängepflug wurde an eine Zugmaschine gehängt, musste aber bis zur Ausstattung von Traktoren mit Hydrauliksystemen manuell ausgehoben werden. Er ist nur noch sehr selten zu sehen.
- Anbaupflüge sind fest mit dem Schlepper verbunden. Sie werden per Hydraulik in die Arbeits- und Transportstellung gebracht und sind zwei- bis achtscharig ausgelegt.
- Ein Aufsattelpflug besitzt ein eigenes Fahrwerk mit einem oder zwei Rädern, die einen Teil des Eigengewichts tragen. Er hat in der Regel mindestens sechs Scharen. Es sind aber auch Modelle mit bis zu 20 Scharen möglich.
Unterscheidungsmerkmale
- Der Beetpflug hat nur eine Scharenreihe, die den Boden in eine Richtung wenden. Der Name rührt daher, dass größere Felder in kleine Beete unterteilt werden müssen, um sie wirksam bestellen zu können.
- Beim Kehrpflug gibt es verschiedene Bauarten, deren Scharen die Erde nach links und rechts wenden. Dadurch wird nach der Kehrtwende eine Rückfahrt in der letztgezogenen Furche möglich. Man unterscheidet beim Kehrpflug zwischen Volldrehpflug und Winkeldrehpflug. Sie unterscheiden sich durch die Winkelstellung der Scharen zueinander (180 und 90 Grad). Zum Einsatz kommt heute aber fast ausschließlich nur noch der Volldrehpflug.
Darüber hinaus existieren zahlreiche Sonderformen für spezielle Aufgaben, so etwa der Häufelpflug für den Spargel- und Kartoffelanbau, der Tiefpflug mit sehr großen Scharen für die Kultivierung von Mooren, der Scheiben-, Kreisel- oder Schwenkpflug.
Welche Bedeutung der Pflug für die Entwicklung der Landwirtschaft und damit letztlich auch für die menschliche Kulturgeschichte hat, zeigt sich an zahlreichen Darstellungen in der bildenden Kunst, auf Wappen, Münzen und Briefmarken. Außerdem gibt es seit den 1950er Jahren regelmäßig Meisterschaften im Pflügen in Deutschland, Europa und weltweit. Die erfolgreichste Nation ist Österreich mit 15 Weltmeister- und 7 Vizeweltmeistertiteln.